Mexico: Die Zeit vergeht … zu schnell

Nach einem turbulenten Start entpuppte sich mein Aufenthalt in Mexico als grossartiges Erlebnis. Nebst spannenden Einblicken in verschiedenste Arbeitsprozesse habe ich neue Freunde gefunden, leckeres Essen genossen und unterschiedlichste Facetten der Kultur kennengelernt.

Mein Aufenthalt startete turbulent. Als ich in Mexico City gelandet bin, musste ich mit Schrecken feststellen, dass meine Koffer nirgends aufzufinden sind. In meinem Kopf ging ich die schlimmsten Szenarien durch. Noch in der gleichen Nacht erhielt ich die beruhigende Nachricht, dass die Koffer bei meinem Zwischenstopp in Barcelona hängen geblieben sind, nun jedoch bereits auf dem Weg nach Mexico sind.

Nach einer schlaflosen Nacht ging es auch schon für den ersten Tag ins Büro. In der Schweiz besuchte ich für 6 Monate Spanischunterricht und konnte mir solide Grundkenntnisse aneignen. So machte ich mich am ersten Tag selbstsicher und voller Freude, mein Spanisch zu gebrauchen, auf den Weg ins Büro.

Einen steileren Start in mein Abenteuer hätte ich mir nicht vorstellen können. Denn am Abend ging es mit frischgekauften Kleidern an die Abschlussparty des «Regional Launch Meetings». Das Motto «typisch mexikanisch». Es wurden landesübliche Spezialitäten aufgetischt, ausgelassen zu Musik getanzt und selbst eine Mariachi-Band gab mexikanische Klassiker zum Besten. Es gab Momente, da sass ich einfach staunend inmitten des Getümmels und versuchte alle Impressionen auf mich wirken zu lassen. Es war mein erster Tag, doch es fühlte sich an, als wäre ich seit Ewigkeiten bei Victorinox Mexiko dabei, mit so viel Wärme und Herzlichkeit wurde ich in Empfang genommen.

Die kommenden Wochen durchlief ich mehrere Abteilungen. Nebst einem spannenden Einblick in deren Arbeitsabläufe hatten meine neuen Arbeitskollegen jede Menge Spass daran, mich mit der mexikanischen Küche vertraut zu machen. Jeden Tag eine neue Spezialität an einem neuen Ort, welcher nicht ganz Schweizer Standards entspricht, jedoch nie enttäuschte. Meine Lieblingsspeise waren die Tacos Placero.

In meinen ersten Monaten unternahm ich noch keine Reisen an weitentfernte Orte. Ich machte einige Tagesausflüge, manchmal in Gesellschaft, manchmal allein. So zeigten mir einige Arbeitskollegen beispielsweise den eindrücklichen Ort «Ex-Hacienda de Chautla» oder ich genoss im «Pueblo Magico» Atlixco oder im Stadtzentrum Pueblas etwas Zeit für mich.

Während meines Aufenthalts waren die Tage der «Semana Santa», die wichtigsten und höchsten Feiertage. Während der Karwoche finden in ganz Puebla mehrere Osterprozessionen auf verschiedene Art und Weisen statt. Auf Empfehlung entschied ich mich für eine «Live-Performance» in einem Quartier, welches für einen blonden Schweizer nicht zu empfehlen ist. Ich wollte mir das Spektakel nicht entgehen lassen und begab mich mit Vorsicht nach «Romero Vargas». Die Aufführung dauerte mehrere Stunden und war teilweise etwas chaotisch, jedoch war unschwer zu erkennen, dass alle Beteiligten mit viel Herz und Leidenschaft bei der Sache waren.

Ein Highlight war die Einladung zur zivilen Hochzeit des Arbeitskollegen José Martinez. Wir feierten lebhaft in einem ruhigen Quartier, etwas ausserhalb von Puebla. Natürlich spielte auch bei dieser Feierlichkeit das Essen eine grosse Rolle. Zum ersten Mal hatte ich die Möglichkeit, die «Molé Poblano» zu kosten. Ein Gemisch aus Chili, Gewürzen, Nüssen und Schokolade, welches zu Geflügelfleisch serviert wird. Die Mischung aus süss und scharf war ungewohnt, doch schmeckte mir sehr.

Neben Gerichten und Bräuchen gibt es noch ganz andere Dinge, mit denen ich zum ersten Mal konfrontiert werde. Als ich eines Abends Spanisch lernte, fühlte es sich plötzlich an, als würde mein Zimmer zu schaukeln beginnen. Es war nicht sonderlich stark, jedoch deutlich spürbar. Mich beschlich das Gefühl, dass es sich bei der sonderbaren Empfindung um ein Erdbeben handeln könnte. Im Pyjama begab ich mich verunsichert, aber rasch ins Erdgeschoss. Tatsächlich befanden sich schon einige der anderen Hotelgäste vor dem Gebäude. In Sicherheit warteten wir ab, ob auf das Erdbeben der Stärke 3.5 ein Nachbeben folgt, was jedoch ausblieb. Nach ca. 20 Minuten kehrten alle wieder auf Ihre Zimmer zurück. Nachdem ich meinen Eltern per SMS über die Erfahrung Bescheid gab, schlief ich schon bald entspannt ein.

Praktikantin: Jonas Hofmann
Wohnort: Weggis LU

Standort: Mexico in der Stadt Puebla
Abteilung: Nahezu alle Bereiche der Firma
Dauer: 6 Monate