London: The City that Never Sleeps

Als ich an der Lehrabschluss-Feier 2017 die Einladung zum Praktikum von Herrn Strüby entgegennehmen durfte, war ich mehr als nur überwältigt, ganz besonders, da ich nie mit einer derartigen Möglichkeit gerechnet hätte. Für mich war allerdings von Beginn weg klar, dass ich diese Chance annehmen würde.

Da Asien bis anhin noch nicht wirklich zu meinen Wunschdestinationen zählte und ich keine Spanischkenntnisse habe, entschied ich mich für London. So ging es für mich Ende Oktober 2018 auf nach England. Ich erinnere mich noch gut, dass ich, als wir den Flughafen London City angeflogen haben, wo man vom Flugzeug aus einen wunderbaren Ausblick über die ganze Stadt hat, gedacht habe: «So, das ist es jetzt also.» Ich war gespannt, was mich im nächsten halben Jahr erwarten würde.

Um mein Englisch zu verbessern, besuchte ich jeweils am Morgen die Schule und war am Nachmittag in der Victorinox tätig. Ab November absolvierte ich einen General English Kurs, anfangs Januar wechselte ich dann in einen Cambridge Proficiency Vorbereitungskurs. Mitte März stand dann die Prüfung an, die wir glücklicherweise alle bestanden haben. Besonders interessant war, dass die Klassen jeweils bunt gemischt waren und wir die verschiedenen Länder und Kulturen kennenlernen konnten. Ich musste so einige Male erklären, dass die Schweiz nicht nur aus Kühen, Käse und Schokolade besteht. Daraus haben sich einige wunderschöne Freundschaften gebildet, die hoffentlich auch noch in Zukunft anhalten werden. Zum Beispiel darf ich im September einem ehemaligen Klassenkameraden aus Südkorea die Schweiz zeigen, und ihm damit einen langgehegten Wunsch erfüllen.

Die Tätigkeiten bei der Victorinox waren sehr abwechslungsreich: Ich wurde in den Bereichen Marketing, Finanzen und Retail eingesetzt. Anfangs war es eine kleine Herausforderung, dass sich der ganze Arbeitsalltag auf Englisch abspielte, allerdings bin ich sehr schnell damit klargekommen. Besonders geschätzt habe ich dabei das unvorstellbar hilfsbereite Team um mich herum. Ich hatte von Beginn weg das Gefühl, dazuzugehören.

Gewohnt habe ich in einer Studentenunterkunft. Das Gebäude bestand aus 32 Stöcken mit ungefähr 1000 Bewohnern – es war ständig etwas los. Ich teilte mein Apartment jeweils mit einer anderen Person; während meiner Zeit waren dies eine Japanerin, eine Südkoreanerin sowie eine Chinesin. Es war eine sehr unterhaltsame Erfahrung, da ich jeweils noch einen kleinen Crashkurs in «wie lebe ich in Europa» geben musste. Von «Ja, Geschirr muss man abwaschen, nachdem man es benutzt hat» und «nein, wir verwenden kein Toilettenpapier um unser Geschirr abzutrocknen» hatten wir so ziemlich alle Fragen abgedeckt.

London wird nicht umsonst «The City that never sleeps» genannt. Von Musicals bis zu Trips ans Meer – alles ist möglich. Eines meiner Highlights war ein Trip nach Dover, wo wir Seelöwen beobachten konnten, und am gleichen Abend das Glück hatten, neben den Sängern von ABBA das Musical Mamma Mia schauen zu dürfen. Die englische Küche ist bekanntlich eher berüchtigt als berühmt, aber: Japanisches Barbecue, Libanesisch, Koreanisch, Äthiopisch – nichts, was ich in London nicht probieren konnte.

«In London everybody is different, and that’s why everybody fits in», habe ich irgendwann ganz am Anfang mal irgendwo gelesen. Ich finde es beeindruckend, wie alle möglichen Nationalitäten, Kulturen und Religionen zusammenleben – und keinem fallen all diese Unterschiede auf, denn da jeder anders ist, passen ja schlussendlich alle wieder zusammen. Es ist genau diese Toleranz und Offenheit, die ich in London generell sehr geschätzt habe.

Nach sechs Monaten reise ich also etwas widerwillig zurück in die Schweiz mit wertvollen Erfahrungen auf professioneller und persönlicher Ebene sowie zahlreichen schönen Erinnerungen im Gepäck. Ich freue mich, nun eine Stelle im Trade Marketing bei der Victorinox in Ibach antreten zu dürfen. Im September werde ich zudem ein Teilzeit-Studium in International Business Management an der Hochschule Luzern beginnen.

Zum Schluss möchte ich mich gerne bei allen bedanken, die mir diese einmalige Erfahrung ermöglicht haben: Besonders den Teams der Victorinox in London und Ibach sowie allen voran dem Bildungsfonds Schwyz für die unheimlich grosszügige Unterstützung. Ich empfehle jedem, dem die Möglichkeit geboten wird, die Chance wahrzunehmen und ein solches Praktikum zu absolvieren. Ich persönlich hatte die Zeit meines Lebens und würde keine Sekunde zögern, die gleiche Entscheidung erneut zu treffen.

Praktikantin: Melissa Wohler
Wohnort: Steinen

Standort: London
Abteilung: Marketing, Finanzen und Retail
Dauer: 6 Monate